Besuch aus der Heimat – Teil 2
Heute geht es weiter mit der Berichterstattung von Volkers Besuch und unseren Ausflügen bzw. Abenteuern…
Montag
Volker brauchte etwas Bewegung und wollte in der Früh mit seinem Roller ein bisschen durch Moskau fahren. Leider kam er nicht weit, denn er hatte sich einen Platten geholt. Sein Roller hat keine Vollgummireifen, sondern ist eben etwas besseres. Nach einem sehr kurzen Ausflug verbrachte er die nächste Stunde mit reparieren.
Nachdem Montags viele Museen geschlossen haben, suchten wir im Internet nach einigen Wenigen, die dennoch offen haben. Nachdem das Wetter mit Eisregen und glattem Boden nicht sonderlich einladend wirkte, war ein Museumstag die richtige Alternative. Unsere Wahl viel auf das State Historical Museum, das laut Website immer Dienstags geschlossen hat.
Am roten Platz angekommen suchten wir nach dem Eingang. Natürlich ist der große Eingang mit Säulen und Stufen dem Personal vorbehalten?! Der eigentliche Eingang befindet sich eher unscheinbar auf der Seite mit einer einfachen Metalltür. Diese war jedoch verschlossen. Denn wie in klitzekleinen Buchstaben auf einem Schild vermerkt war, hat das Museum zwar richtigerweise immer Dienstags geschlossen, aber auch passenderweise jeden ersten Montag im Monat. Diese Information ist die Website des Museums schuldig geblieben.
Nachdem Volker den roten Platz bei Tageslicht noch nicht gesehen hat, sind wir einmal quer drüber gegangen und zur Basilius Kathedrale rüber spaziert. Wir stellten überrascht fest, dass diese geöffnet war. Also am Besten gleich einmal hinein und von drinnen anschauen. Sollte man auch einmal gesehen haben. Schmale Gänge, schöne Wandverzierungen und reich bemalte Altäre erwarten die Besucher.
In das Lenin Mausoleum wollten wir nicht hineinschauen, darum störte es nicht, dass auch dieses geschlossen war. Ist auch irgendwie makaber den Leichnam nach so vielen Jahren immer noch auszustellen.
Im Anschluss wollte Volker das Kaufhaus mit der (angeblich) größten Glaskuppel der Welt sehen. Allerdings entpuppte sich das Kaufhaus als Reinfall. Eigentlich ist das gar kein Kaufhaus, da es so gut wie keine Geschäfte beherbergt und die Glaskuppel besteht auch mehr aus Metall als aus Glas. Na zumindest war es drinnen warm, denn ein bisschen aufwärmen hatten wir dringend nötig. Zumindest regnete es zu der Zeit noch nicht, was sich beim Verlassen des “Kaufhauses” aber rasch änderte.
Nächste Station war der Gedenkstein für die Opfer der Gulags bei Lubyanka. Inzwischen schüttete es regelrecht und am Boden bildete sich teilweise Eis. So rutschten wir herum und verweilten nicht all zu lange.
Nachdem ich in der Metro eine Werbung für ein Schuhgeschäft gesehen habe, das auf dem Weg zum Matrjoschka-Museum liegt, welches Volker als nächstes sehen wollte, bot sich ein Besuch regelrecht an. Was kann man bei so einem miesen Wetter denn besseres tun? 😉
Endlich bei der Adresse angekommen war weit und breit kein Geschäft auszumachen. Also war der Weg umsonst und wir waren bereits komplett nass und durchgefroren. Nicht einmal ein Cafe war in der Nähe. Das einzige Lokal, welches wir fanden war schon wieder ein KFC. Die gibt es wohl an jeder Ecke. Deswegen werde ich aber auch nicht mehr zu einem Fan. Zumindest ist es drinnen warm und trocken.
Wie schon erwähnt wollte Volker in das Matrjoschka Museum, das in seinem aktuellen Moskau-Führer angepriesen wird. Deren Adresse ist von der nächstgelegenen Metro-Station denkbar weit entfernt, also ideal um noch erfrorenen zu werden (nasser ging nicht mehr). Endlich bei der Adresse angekommen stellte sich heraus… gibt es nicht. Oder nicht mehr.
Gut es war inzwischen schon Abend geworden und wir verlangten nach einem Restaurant. Wiederum wurde in dem Moskau-Führer ein Lokal angepriesen, das typisch russische Küche und gemütliches Ambiente bieten soll. Na dann nichts wie hin. Auch hier hat es ein wenig gedauert um die Adress zu finden. Aber ausser einer Sberbank gab es dort so rein gar nichts. Auf Nachfrage bei zwei Einheimischen erfuhren wir, dass dieses Lokal schon vor zwei Jahren geschlossen wurde. Ein echt toller Moskau-Führer!
Eine Chance gaben wir ihm noch und Volker suchte darin ein anderes Lokal. Der Weg führte uns ins Glavpitorg, welches ebenfalls eine exzellente russische Küche und nettes Ambiente bieten soll. Na immerhin existiert dieses Restaurant (noch) und wir konnten endlich Abendessen. Aber so besonders war das Essen nun auch wieder nicht.
Im Anschluss ging es dann nur noch nach Hause. Wir waren viel unterwegs und immer noch pitschnass. Der Tag ist keineswegs gut gelaufen und wortwörtlich ins Wasser gefallen.
Dienstag
In der Früh wollte Volker wiederum mit seinem frisch repariertem Roller losdüsen, kam aber abermals nicht weit und kehrte mit dem nächsten Platten nach heim. Sind wir froh, dass der Roller wenigstens Samstag und Sonntag funktioniert hat.
Heute hatten die Museen geöffnet, also standen zwei davon am Programm: Das Kosmonautik-Museum und das Gulag Museum, welches wir schon auf der Suche nach dem Bolshoi Theater am Sonntag entdeckten.
Beim Kosmonautik-Museum angekommen war Aufgrund des Feiertages sehr viel los. Im Museum selbst verliefen sich jedoch die Leute. Neben vielen Mockups gibt es aber auch echte Exemplare von Sojus Kapseln und Teile der Mir zu begutachten. Eigentlich wollte ich auch die auf dem Gelände ausgestellte Wostok Rakete besichtigen, aber wir fanden sie nicht. Inzwischen weiss ich, dass diese etwas weiter hinten stehen soll. Also werde ich in den nächsten Tag noch einmal alleine hinfahren und nachsehen.
Der nächste Punkt auf dem Plan war das Gulag Museum. Wir kamen jedoch mitten in eine Kundgebung und viele Wege waren abgesperrt. Es dauerte also bis wir uns einen Weg durch die Menge bahnen konnten. Das Museum ist ebenfalls sehr interessant und sollte man gesehen haben.
Im übrigen waren die westlichen Medien in der Berichterstattung über diese Kundgeben nicht ganz korrekt. Es wurden Fotos von rechtsradikalen Gruppierungen gezeigt, die wir nicht sehen konnten. Keine entsprechenden Fahnen oder ausgestreckte Hände. Angeblich fanden diese in den Außenbezirken Moskaus statt. Es wurde also nur von den nicht genehmigten kleinen Gruppierungen in den Aussenbezirken berichtet, aber die Hauptveranstaltung wurde mit keinem Wort erwähnt. Es bringt wohl keine passenden Schlagzeilen um Russland in das gewünschte Bild zu rücken, das wir erhalten sollen. Ich kann bislang nur von freundlichen und hilfsbereiten Russen berichten. Niemand braucht sich über gezielte Propaganda in russischen Medien beschweren, die westlichen sind keinen Deut besser.
Abends gingen wir durch die angrenzende Fussgängerzone und zu einem sehr einladend wirkenden Italiener. Italienisch waren wir doch schon lange nicht mehr essen *hust*. Mich lüftete es nach Lasagne. Ich musste lange darauf warten und dann war sie erst kalt. Also leider nicht frisch und noch nicht einmal richtig aufgewärmt. Naja geschmacklich war sie jedenfalls gut.
Im Anschluss schlenderten wir gemütlich zur nächsten Metro Station um nach Hause zu fahren und daheim den Tag ausklingen zu lassen.
Mittwoch
Alles hat ein Ende, so leider auch Volkers Besuch. Nach einem gemeinsamen und ausgedehnten Frühstück packten wir die Koffer und ich begleitete ihn wieder zum Flughafen Domodedovo.
Bisher hatte ich kein Problem mit Heimweh, aber als ich ihn am Gate verabschiedete drückte es mich schon sehr. Neben Volker (ich vermisse ihn schon wieder) wartet ja vieles auf mich zu hause. Die Familie, Freunde, meine Katzen usw…
Für die nächsten (knapp) zwei Monate werden wir uns nicht sehen. Aber hoffentlich schaffen wir es Weihnachten miteinander zu verbringen. Die ersten beiden Jänner Wochen werde ich jedenfalls daheim verbringen. Darauf freue ich mich schon.
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